Der erste deutsche "Uranmaschine" von 1942 bei Kummersdorf

Germany's First Nuclear "Uranium Machine" In Kummersdorf - Built In 1942

Nachdem Otto Hahn zusammen mit Lise Meitner und Otto Frisch Ende 1938 an Uranproben die Kernspaltung entdeckt hatte, begann das deutsche Militär, sich für die möglichen technischen und militärischen Anwendungen zu interessieren. 

 

Ende 1939 wurden die führenden deutschen Physiker und Experimentalwissenschaftler in Berlin zusammengerufen, um unter der Bezeichnung "Uranverein" am „Uranbrenner“ und an der „Uranbombe“ zu forschen. Dazu gehörten u.a. so namhafte Wissenschaftler wie Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Otto Hahn, Max von Laue und Paul Harteck, aber auch die späteren Gründer der GKSS (Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt mbH) in Geesthacht, Kurt Diebner und Erich Bagge. 

 

Um die gefährlichen Versuche ohne Aufsehen in aller Abgeschiedenheit durchführen zu können, wurden der Forschungsgruppe südlich von Berlin auf der Heeresforschungsstelle Kummersdorf zwei bunkerähnliche Laboratorien und ein Experimentierplatz im Wald zugewiesen. Hier bauten die Forscher einen großen Betonschacht (vier mal vier Meter), in den ein runder Aluminiumkessel (2,50 Meter Durchmesser) eingelassen wurde. In Kessel dieses "Uranbrenners" wurde das Verhalten des Natururans in unterschiedlichen geometrischen Anordnungen und mit dreierlei Moderatoren (von Wasser über Paraffin bis CO2-Trockeneis) experimentell ausprobiert.

Versuchsstand in Kummersdorf (1942): Holz-Experimentiergebäude auf dem quadratischen Betonschacht
Versuchsstand in Kummersdorf (1942): Holz-Experimentiergebäude auf dem quadratischen Betonschacht
Versuch G-1 (Herbst 1942): Im Betonschacht ist der Aluminiumkessel zur Hälfte mit Paraffin und Uranoxidwürfeln gefüllt
Versuch G-1 (Herbst 1942): Im Betonschacht ist der Aluminiumkessel zur Hälfte mit Paraffin und Uranoxidwürfeln gefüllt
Versuchsanordnung G-1 (Friedrich Berkei / Kurt Diebner): 25 Tonnen Natururan (in 6.902 Uranoxidwürfeln mit 9,7 cm Kantenlänge) und 4,4 Tonnen Paraffin als Moderator
Versuchsanordnung G-1 (Friedrich Berkei / Kurt Diebner): 25 Tonnen Natururan (in 6.902 Uranoxidwürfeln mit 9,7 cm Kantenlänge) und 4,4 Tonnen Paraffin als Moderator

Die Uranmenge war jedoch zu gering, nicht angereichert und außerdem waren die Uranoxidwürfel nicht optimal angeordnet, sodass – zum Glück – keine Neutronenvermehrung und keine sich selbst aufrecht erhaltende Kettenreaktion einsetzen konnte. Denn über das Steuern und Kontrollieren der angestrebten atomaren Kettenreaktion sowie über den Strahlenschutz hatte man sich wenig Gedanken gemacht. 

 

Heute werden diese Spuren der deutschen Atomforscher in einem Wald südlich von Berlin überwuchert, sind aber noch zu finden ...