Atommülllager Asse II

Nuclear Waste Deposit In The Asse Salt Mine

Der stolze Förderturm und das mehr als 100 Jahre alte Maschinenhaus würden jedem Industriemuseum alle Ehre machen. Unter Tage zeugen alte Bedienpulte und salzverkrustete Kräne aus den 60er Jahren von der längst vergangenen Atomkraft-Euphorie und dem sorglosen Umgang mit dem damaligen Atommüll.

 

Inzwischen reißt die Gebirgsmechanik immer neue Klüfte in die Flanke des Salzstocks und öffnet damit immer neue Wegsamkeiten für eindringendes Wasser. Mehr als 10.000 Liter Salzlauge werden jeden Tag im Bergwerk gesammelt und abgepumpt, vor Kammer 12 in 750 m Tiefe auch täglich 400 Liter, die mit radioaktivem Cäsium-137 kontaminiert sind.

 

Nach umfangreichen Kalterprobungen sollen jetzt zwei Kammern voller Atommüll zur Sondierung angebohrt werden, denn niemand weiß, in welchem Zustand die Lagerfässer mit dem Atommüll heute sind. Daher muss ein ganzes Arsenal modernster Bohrtechnik aufgefahren werden, um für möglichst alle Fälle gerüstet zu sein. Um z.B. das Austreten von radioaktiven Gasen nach dem Anbohren zu verhindern, verwenden die Ingenieure sogenannte Blowout-Preventer aus der Erdölbohrtechnik. Diese Geräte stellen nach einer erfolgreichen Ölbohrung sicher, dass das unter hohem Druck stehende Öl nicht unkontrolliert aus der Quelle schießt. 

 

Der erste Bohrversuch hat den oberen Bereich der Atommüll-Lagerkammer Nr. 7 anvisiert - und verfehlt. Es scheint, dass das plastische Steinsalz alle Hohlräume der Lagerkammer ausgefüllt und die Kammer einschließlich der darin gelagerten Atommüllfässer komprimiert hat. Nun ist ein zweiter, etwas tiefer angesetzter Bohrversuch geplant. 

 

Die weltweit einmalige Bergung der 126.000 Atommüllfässer aus dem maroden Salzbergwerk wird langsam zu einem Wettlauf gegen die Zeit. 

 

Dass in die Schachtanlage Asse II bereits 1964 – beim Kauf der Anlage durch die Gesellschaft für Kernforschung – 700 Liter Wasser pro Tag einbrachen, beweist der dritte Absatz auf der dritten Seite des Begehungsprotokolls vom 03. März 1964: „... magnesiumhaltige Lauge, die in geringer Menge, 700l/Tag, [...] zufließt ...“. Ein weiteres Indiz, dass in der Asse II niemals die Lagerung von Atommüll erforscht werden sollte, sondern von vornherein der strahlende Müll und anderer nicht genau beschriebener Problemmüll wie z.B. hochgiftige Rückstände aus der Pflanzenschutzmittelproduktion nicht rückholbar verschwinden sollten ...


"... in geringer Menge, 700 Liter pro Tag ...": Besichtigungsprotokoll der Schachtanlage Asse II

durch das Bundeswirtschaftsministerium und die Gesellschaft für Kernforschung am 03. März 1964